an Claus Fussek
Diplom-Sozialarbeiter, Experte für Pflege und Integration sowie Buchautor Vor über 250 Gästen erhielt Claus Fussek am 25.10.2014 den Deutschen Fairness Preis 2014 für sein Engagement zu Gunsten der Fairness-Qualität in der Pflege und im Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen. In seiner Begrüßung und Einführung sagte Dr. Norbert Copray, geschäftsführender Direktor der Fairness-Stiftung: "Von Fairness ist der Pflegebereich vielfach so weit entfernt wie oftmals der Sport vom Fairplay. Alles wird dem ökonomischen Denken und Streben untergeordnet. Wobei das oft gar nicht der entscheidende Punkt ist, sondern die Haltung des unfairen, mitunter gedankenlosen Handlangers. Der verdirbt im Sport wie in der Pflege oft genug die erforderliche Fairness-Qualität. Von Claus Fussek haben wir alle gelernt, wie herausfordernd, wie menschennotwendig, wie humanitätsbedürftig die Pflege, der Umgang mit alten Menschen und mit Menschen mit Behinderung ist. Für seine langjährige Kritik, mit denen er die Finger in die Wunden unseres Pflegesystems, unseres Umgangs mit Alten und Behinderten legte, hat Herr Fussek viel Gegenkritik einstecken müssen. Und bekommt sie immer noch. Trotz oder wegen seines Bundesverdienstkreuzes, das er 2008 für seine Arbeit bekam. Seine Aktenordner umfassen inzwischen viele Kilogramm Briefe mit teils unvorstellbaren Berichten von Menschen aus Pflegeeinrichtungen, Alten- und Behindertenheimen, in denen Missstände und ausweglos erscheinende Situationen geschildert wurden und werden. Abgesehen von den ungezählten Anrufen und Mails oft ähnlichen Inhalts. Was würden Sie in einer solchen Situation tun? Nichts, an die Öffentlichkeit gehen, einen langwierigen Kampf gegen das Schweigen und Schönreden aufnehmen, Angriffe und Kritik an sich selbst riskieren, um wenigstens kleine praktische Fortschritte zu erreichen? Claus Fussek hat es getan: er hat Missstände öffentlich gemacht; was Not tut, benannt. Und tut es immer noch. Mit bewundernswerter Beharrlichkeit, Professionalität und einem enormen Mut, anzuecken, für auffällig und selbstgefällig zu gelten und sogar selbst beschädigt zu werden. Zugunsten der Leidenden in Pflege, Heim und Familie. Dass er das über die Jahre getan hat, tut und durchhält, ist bewundernswert. Exemplarisch für alle, die da und dort für höhere Fairness-Qualität eintreten oder eintreten müssten. Und vielleicht auch tun. Das verdankt sich auch der permanenten Unterstützung seiner Frau, seiner Familie und seiner Kollegen und Kolleginnen sowie etlicher Gleichgesinnter – vor allem in der Vereinigung Integrations-Förderung e.V. in München". Bei der Übergabe der von Dr. Johannes Hans A. Nikel geschaffenen Fairness-Medaille verlas Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, Vorsitzender des Kuratoriums, die Preisurkunde des Kuratoriums: Claus Fussek setzt seine Energie, seine humane Grundhaltung, sein Wissen, seine Kontakte, seine Leidenschaft, sein Gespür für Unfairness und Fairness sowie seine Urteilskompetenz für eine humane, an den Grundrechten ausgerichtete Pflege hilfsbedürftiger und alter Menschen ein. Er kritisiert öffentlich Missstände in der Pflege, nennt schlechte Pflege drastisch Folter, um aufzurütteln, analysiert aber auch deren Ursachen und entwickelt Lösungsansätze zur Bewältigung der Problematik. Im Januar 2008 wurde ihm für sein besonderes Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen. Viel wichtiger als die Kritik ist ihm jedoch, Leuchttürme, herausragende Beispiele guter Pflege zu identifizieren, Einrichtungen dabei zu unterstützen und Betroffenen wie Angehörigen Rat und Hilfe zu geben, damit sie mit alten, mit pflege- und mit hilfsbedürftigen Menschen fachgerecht und fair umgehen, so dass dadurch Humanität und Rücksichtnahme zum Ausdruck kommt. Claus Fussek fordert zusammen mit SWR-Journalisten und Pflegeexperten Gottlob Schober verbindlich 20 Grundrechte für hilfebedürftige Menschen ein. Auf diese Weise wären die Bedingungen für eine menschenwürdige Grundversorgung und zur Erfüllung einer humanen Pflege gegeben. Seit 1978 ist er in der Vereinigung Integrations-Förderung e.V. (VIF) am Nottelefon und in der Öffentlichkeitsarbeit in München tätig, die Menschen mit Behinderung ambulante Beratungs- und Pflegedienste anbietet. In etlichen Artikeln und Büchern sowie vielen Auftritten in TV- und Radiosendungen tritt er für die Rechte der alten, pflege- und hilfsbedürftigen Menschen in Institutionen und zuhause ein. Der Mann, der Leuchttürme in der Pflege sucht, ist selbst ein Leuchtturm der Pflegebranche. Daher gebührt der Deutsche Fairness Preis Claus Fussek in besonderer Würdigung seines jahrzehntelangen, ambitionierten und wirkungsvollen Einsatzes für eine umfassend verstandene Fairness zwischen den Generationen und denen, die auf Hilfe, Beistand und Pflege angewiesen sind". Nach spontaner Standing Ovation für Claus Fussek während der Übergabe sprach Maria Peschek, preisgekrönte Kabarettistin, Schauspielerin und Bühnenautorin, in ihrer Laudatio Claus Fussek ihre besondere Anerkennung aus. Sie gedachte dabei auch des verstorbenen Kabarettisten Dieter Hildebrand, der ursprünglich der Laudator gewesen wäre. Anschließend bedankte sich Claus Fussek für die Ehrung durch den Deutschen Fairness Preis, den er zugleich als Anerkennung für seine Frau, seine Söhne, seine Eltern und Geschwister sowie für seine Kollegen und Kolleginnen sowie alle Mitstreiter für eine menschenwürdige und faire Pflege annahm. Auch er gedachte seines jahrzehntelangen Freundes Dieter Hildebrand, der leider die vorgesehene Laudatio nicht halten konnte, weil er zwischenzeitlich starb.
v.l. Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, Vorsitzender des Kuratoriums, Maria Peschek, Claus Fussek, Preisträger, Ute Fussek, Dr. Norbert Copray, Direktor der Fairness-Stiftung, Dr. Johannes Hans A. Nikel, Kuratoriumsmitglied
Fussek widmete den Deutschen Fairness Preis auch ihm, der ihn immer unterstützt und beraten und bei dem er gelernt hatte, wie er für das Anliegen einer besseren Pflege öffentlich so eintreten könne, dass für das Thema mehr Aufmerksamkeit und Bewusstsein entsteht. Und er dankte der Fairness-Stiftung für die Auszeichnung, die ihm angesichts der vielen kräftezehrenden Jahre für eine höhere Qualität in der Pflege gut tue und immer motivierend begleiten werde.
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