Deutscher Fairness Preis 2010
German Fairness Award 2010

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Prof. Dr. Ernst Fehr

Professor für Mikroökonomie und Experimentelle Wirtschaftsforschung
und Leiter des Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Zürich


v.l.n.r.: Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, Prof. Dr. Ernst Fehr, Prof. Dr. Tania Singer, Dr. Norbert Copray

Deutscher Fairness Preis 2010Mit dem Deutschen Fairness Preis 2010 würdigen das Kuratorium und Direktorium der Fairness-Stiftung Prof. Fehr für seine international herausragenden Verdienste um die Forschung und Lehre in Bezug auf menschliche Kooperation und Fairness, die er systematisch vorangetrieben und durch zahlreiche Veröffentlichungen weltweit im Bewusstsein von Wirtschaftswissenschaftlern, von Wissenschaftlern angrenzender Fachbereiche und von zunehmend mehr Verantwortungsträgern verankert hat.

Vor über 300 Gästen erhielt Prof. Fehr die Deutsche Fairness Preis-Medaille in einer Feierstunde am 30.10.2010 in Frankfurt am Main aus der Hand von Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Fairness-Stiftung.

Feierstunde am 30.10.2010 in Frankfurt am Main
v.r.n.l.: Fr. Haas, Prof. Dr. Dr. Richter, Dr. Richter-Werling, Hr. Göller, Dr. Kallinke, Dr. Bode, Dr. Mark-Schmid-Neuhaus, Fr. Jakob-Engelken, Hr. Hackmack, Hr. Hekele, Dr. Nikel, Prof. Dr. Fehr, Prof. Dr. Singer, Prof. Dr. Brodbeck

Zugleich wurde in der Feier der Fairness-Initiativpreis 2010 vergeben, den die Fairness-Stiftung anlässlich ihres 10jährigen Bestehens ins Leben gerufen hat. Der Preis wurde drei Organisationen zuerkannt: abgeordnetenwatch.de, foodwatch e.V. und Irrsinnig Menschlich e.V.

Dr. Norbert CoprayDen musikalischen Rahmen des Festaktes gestaltete das Flötentrio des Ensembles „Flotenspektakel“. Dr. Norbert Copray, geschäftsführender Direktor der Fairness-Stiftung, begrüßte den Preisträger, die Laudatorin, Träger des Deutschen Fairness Preises wie Prof. Götz W. Werner, Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter und Prof. Dr. Rupert Lay, und alle Gäste. In seiner Begrüßung führte Dr. Copray unter anderem aus: „Erst in den letzten Jahren spricht es sich auch in den Wirtschaftwissenschaften und in machen Branchen der Wirtschaft herum, dass Fairness eine eigenständige Motivation und Orientierung von Menschen ist, die nach einem Echo, nach Bestätigung, nach Anwendung und nach unterstützenden Rahmenbedingungen verlangt. So mühsam die Arbeit der Fairness-Stiftung in den letzten 10 Jahren mitunter ist, weil uns vor allem aus Wirtschaft und Politik immer wieder Skepsis entgegen schlägt und man uns weismachen will, das nur die Skrupellosigkeit, wenigstens aber die Ignoranz gegenüber Fairness zum Erfolg führt, so stärken uns doch die Fairness-Forschung und ihre Erkenntnisse sowie die Ihrer Kollegen den Rücken. Es wird mindestens noch 10 Jahre dauern, bis außer einigen wenigen Familienunternehmen und wenigen anderen Unternehmen mehr Organisationen den anspruchsvollen Weg zu mehr Fairness-Qualität einschlagen und sich es nicht einfach mit Fairness-Washing leicht machen.“

Prof. Dr. Karl-Heinz BrodbeckDer Vorsitzende des Kuratoriums, Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, verlas die Preisurkunde mit der Begründung der Preisverleihung. Darin heißt es unter anderem: „Angesichts der jahrhundertelangen Abwehr eines von Kooperation und Fairness geprägten Menschenbildes in der Wirtschaft können die Verdienste Fehrs nicht hoch genug eingeschätzt werden. Er hat in Kooperation mit zahlreichen anderen Wissenschaftlern und unter Rückgriff auf wegweisende Arbeiten von Kollegen und Vorläufern einen entscheidenden Anteil am Nachweis, dass Fairness eine eigenständige, unableitbare Motivation und Orientierung des Menschen ist. Wird das bei der Betrachtung von Entscheidungssituationen, von gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung unterschlagen, kommt es zu Fehleinschätzungen und Fehlentwicklungen. Fehr konnte nachweisen, dass der Mensch bei wirtschaftlichen Entscheidungen nicht nur eigennützigen Interessen folgt, sondern sich an einem ausgeprägtes Gefühl für Fairness und Zusammenarbeit orientiert. Seine Forschungsergebnisse zeigen aber auch, dass sich Fairness-Motive nicht immer durchsetzen – es bedarf auch der richtigen institutionellen Voraussetzungen und der förderlichen Rahmenbedingungen, damit Fairness-Motive im wirtschaftlichen Verhalten eine Rolle spielen können.

Der renommierte Forscher Prof. Fehr ist Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences, Mitglied der American Academy of Political and Social Sciences und ständiger Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Die Fairness-Stiftung spricht mit seiner Auszeichnung Prof. Fehr auch den Dank für seine Ideen, seine Konzeptionen, seine Arbeit und seine wissenschaftlichen Publikationen auf dem Gebiet der Fairness-Forschung aus.“

Prof. Fehr nahm die von Kuratoriumsmitglied Dr. Johannes Hans A. Nikel geschaffene Medaille des Deutschen Fairness Preises 2010 aus den Händen des Kuratoriumsvorsitzenden der Fairness-Stiftung Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck entgegen.

Prof. Fehr nahm die von Kuratoriumsmitglied Dr. Johannes Hans A. Nikel geschaffene Medaille des Deutschen Fairness Preises 2010 entgegen.

Prof. Dr. Tania SingerIn ihrer Laudatio würdigte Prof. Dr. Tania Singer die außerordentlich ideenreiche, ergebnisstarke und weltweit relevante Forschung von Prof. Fehr. In über 3.000 Publikationen hat Prof. Fehr mittlerweile nicht nur für eine international überzeugende, anregende und fundierte Verbreitung der Forschungsergebnisse gesorgt, sondern auch den Grundstein für sein weltweites Renommee und die Relevanz der Ergebnisse in den Wirtschaft-, Neuro- und Sozialwissenschaften gesorgt. Prof. Singer nannte Prof. Fehr daher den derzeit bekanntesten und einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftler weltweit. Er habe mehr als 20.000 wissenschaftliche Zitationen in Google Scholar, im Web of Science mehr als 6.000 Zitationen. Dazu kommt, dass Prof. Fehr die Wirtschaftswissenschaften, speziell die Verhaltens- und Mikroökonomie, mit einer Reihe von neuen Labordesigns erweitert und die Analyse menschlichen Verhaltens auf eine breite, empirische Basis gestellt habe. Auf diese Weise ließen sich exakte Aussagen machen über die menschliche Kooperationsbereitschaft, über den menschlichen Altruismus, Vertrauen, Fairnesspräferenzen, Rachebedürfnis und altruistische Bestrafung. Die Experimente Fehrs wurden weltweit aufgegriffen, so dass heute zahlreiche Ergebnisse auch im Kulturvergleich vorliegen.

Prof. Dr. Ernst Fehr In seiner Dankesrede unterstrich Prof. Fehr, dass es für ihn eine große Ehre sei, den Deutschen Fairness Preis entgegen nehmen zu dürfen. Die Erkenntnisse aus seiner Forschung zeigten, wie wichtig es sei, dass die Fairness-Motive der Menschen ernst genommen werden und in Organisationsformen und Rahmenbedingungen Widerhall und Unterstützung finden. Es reiche nicht aus, gute Menschen zu haben, es brauche auch gute Institutionen. Denn nur dadurch können die Fairunwilligen gehindert werden, eine ganze Gruppe in Richtung Unfairness zu manipulieren. Deshalb sei es unerlässlich, eine Profession zu etablieren, die Fairness voranbringe und verbreite. Wer die Fairnessangebote von Menschen zurückweise, zerstöre menschliches Handeln und Vertrauen. Es komme nicht darauf an, Fairness wichtig zu finden, sondern auch etwas dafür zu tun: Zeit, Geld und Ressourcen zu investieren, um der Fairness zum Durchbruch zu verhelfen. Menschen liegt sehr viel an Fairness, denn sie sind sogar bereit, zu ihrem eigenen Nachteil für Fairness einzutreten. Wie zentral wichtig jedoch Fairness für unser Zusammenleben in Gesellschaft und Wirtschaft sei, zeige sich gerade an der 10jährigen Existenz der Fairness-Stiftung. Und er fände sich im Deutschen Fairness Preis dieser renommierten Organisation sehr gut wieder. Daher bedeute ihm dieser Preis sehr viel. Am Anfang seiner Fairness-Forschung sei ihm sowohl in der Wissenschaftsszene wie auch außerhalb sehr viel Skepsis entgegen geschlagen. Wenn es heute Anerkennung für die geleistete Arbeit und die ermittelten Ergebnisse gäbe, dann auch deshalb, weil er nicht locker gelassen habe. Und dies möge auch für die Fairness-Stiftung wie für alle für Fairness Engagierte und ihn gelten: Nicht locker lassen!

In seinem Schlusswort dankte Dr. Norbert Copray dem Preisträger, dem Laudator, den Kuratoriumsmitgliedern, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Fairness-Stiftung sowie den Gästen für Ihre Teilnahme. Besonders hob er das Sponsoring durch die Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG und das Engagement ihres Alleinvorstands Helmut Graf für die Preisfeier hervor, wodurch die Preisfeier überhaupt finanziell ermöglich werde.

v.l.n.r.: Dr. Nikel (Kuratorium Fairness-Stiftung), Dr. Bode (foodwatch; Träger Fairness-Initiativpreis 2010), Fr. Thiele-Mühlhan (stv. Vorsitzende Kuratorium Fairness-Stiftung), Hr. Hackmack (abgewordnetenwatch; Träger Fairness-Initiativpreis 2010), Dr. Richter-Werling (Irrsinnig Menschlich; Träger Fairness-Initiativpreis 2010), Hr. Hekele (abgeordnetenwatch; Träger Fairness-Initiativpreis 2010), Dr. Schmid-Neuhaus (Kuratorium), Prof. Dr. Dr. Richter (Träger Deutscher Fairness Preis 2001), Prof. Brodbeck (Vorsitzender Kuratorium Fairness-Stiftung); Prof. Dr. Fehr (Träger Deutscher Fairness Preis 2010); Göller (Irrsinnig Menschlich; Träger Fairness-Initiativpreis 2010), Prof. Werner (Träger Deutscher Fairness Preis 2003); Prof. Singer (Laudatorin 2010); Dr. Friedrich (Kuratorium Fairness-Stiftung), Dr. Copray (Direktor Fairness-Stiftung), Hr. Graf (Kuratorium Fairness-Stiftung, Vorstand des Hauptsponsors Verlag für die Deutsche Wirtschaft), Dr. Kallinke (Kuratorium Fairness-Stiftung).