Internationales Fairness-Forum 2014sponsored by Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG Zum Internationalen Fairness-Forum 2014 begrüßte Dr. Norbert Copray, Gründer und geschäftsführender Direktor der Fairness-Stiftung, 250 Gäste. Er führte mit den Worten ins Thema ein: „Die Verleihung des Deutschen Fairness Preises an Claus Fussek war für uns in der Fairness-Stiftung Anlass, nach unserem Umgang mit Alter, Krankheit und Pflege mit Blick auf die dabei erforderliche Fairness-Qualität zu fragen. Unter dem Leitmotto „Fairness zwischen den Generationen“ hätten wir auch nach dem Umgang mit der jungen Generation, mit ihren Chancen und Barrieren in der Bildung, in der Inklusion, beim Einstieg in die Arbeitswelt, nach den prekären Arbeitsverhältnissen sowie den mäßigen Gehaltszahlungen für junge Menschen fragen können – von jenen abgesehen, die dank Elternhaus und Beziehungen gleich in der oberen Etage einsteigen, während die Mehrheit als Kellerkinder oder vom Erdgeschoss aus ihre Weg in die Gesellschaft nehmen müssen. Wir haben unter diesem Gesichtspunkt letztes Jahr den Fairness-Initiativpreis an die Joblinge e.V. vergeben; eine Organisation, die sich bundesweit vorbildlich um sozial benachteiligte und geringqualifiziert arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene kümmert. Dieses Jahr also der Blick auf den Umgang mit der älteren Generation, wenn sie körperlich, psychisch, sozial in eine schwierige Situation gerät, die allein nicht oder kaum zu bewältigen ist. Und wie eine solche Situation aussieht, wie sie sich für Beteiligte anfühlt, wie ein fairer, humaner Umgang mit alten Menschen in solcher Situation sein kann und was sie an Herausforderungen für die Verwandten bedeutet, wollen wir in einem ersten Schritt miteinander anschauen“. Dr. Copray begrüßte sodann David Sieveking, Filmmacher, Regisseur, Drehbuchautor, Filmcutter und Produzenten, der mit seinem preisgekrönten Film „Vergiss mein nicht“ und mit seinem gleichnamigen Buch über seine Mutter während ihrer Demenz und den Umgang mit ihr sehr viele Menschen tief beeindruckt und berührt hat. Sieveking hatte zwei Ausschnitte aus seinem Film ausgewählt, die den Ausgang für ein Gespräch zwischen David Sieveking und Dr. Copray bildeten. Dabei kam zur Sprache, wie sehr die Situation der Mutter zunächst seinen Vater – „bis zur Belastungsgrenze“ – und dann ihn selbst herausforderte. Zunächst musste er verlernen, von eigenen Vorstellungen, was wie wann und wozu sein sollte, Abstand zu gewinnen, um sich ganz auf die eigene Mutter und ihre Demenz einzulassen. Erforderlich war, Geduld zu erlernen, zu üben und vor allem „Zeit zu haben“. Die Welt der Mutter erschloss sich nicht denkend oder intellektuell, sondern durch Einfühlung, durchs Eingehen auf ihre Bedürfnisse, durch Dasein. Nun begrüßte Dr. Copray in der Gesprächsrunde Maria Peschek, preisgekrönte Kabarettistin, Schauspielerin und Bühnenautorin, die zusammen mit ihren Geschwistern ihre Mutter zuhause pflegte. Und dabei mit etlichen Widrigkeiten, bürokratischen Hindernissen und Merkwürdigkeiten fertig werden musste. Es war überhaupt sehr schwer, eine angemessene Pflegestufe zu erhalten und damit auch eine finanzielle Unterstützung für die, die zuhause die Mutter versorgen. Peschek hatte das Glück, mit ihrer Mutter noch Gespräche zu führen. Nachdem sie Fürsorge und der Beistand durch die vier Töchter geregelt und eingespielt war, gewann die Mutter wieder deutlich an Lebenszuversicht, Stabilität und Beweglichkeit. Doch auch hier galt es, Achtsamkeit neu zu erlernen, Zeit zu haben, auf die Mutter einzugehen und vor allem, Nähe zu geben. Mit Claus Fussek, dem Träger des Deutschen Fairness Preises 2014, Diplom-Sozialarbeiter, Experten für Pflege und Integration sowie Buchautor, kam schließlich ein Mann in die Gesprächsrunde, der einen weiten und tiefgehenden Blick dafür hat, was in der privaten und institutionellen Pflege los ist, im Argen liegt und gut funktioniert. Ja, es gibt sie, sagte er: gute Heime, gute Pflege, sehr kompetente und zugewandte Pflegerinnen und Pfleger, wenn die Leitung eines Hauses eben darauf Wert legt anstelle von Gewinnmaximierung. Gute Pflege sei keine Frage des Geldes, sondern der inneren Haltung den Pflege- und Hilfsbedürftigen gegenüber. Wir allen wüssten, was in der Pflege im Land los ist. Es gibt keinen Erkenntnismangel, sondern nur ein Handlungsdefizit. Schlechte Pflege sei Folter – das müsste allen klar sein. Und morgen könnten wir selbst davon betroffen sein. Maria Peschek, David Sieveking und vor allem Claus Fussek riefen die Zuhörer eindringlich dazu auf, sich dafür zu engagieren, die Pflege zu verbessern, sich den pflegebedürftigen und alten Menschen zu zuwenden, ihnen Zeit zu schenken und sie aus ihrer Einsamkeit zu befreien. Fairness zwischen den Generationen sei in erster Linie eine Frage der Einfühlung, der Empathie und der Solidarität mit denen, die Zuwendung, Aufmerksamkeit und Hilfe brauchen. Rechts neben Claus Fussek, Träger des Deutschen Fairness Preises 2014, Helmut Graf, Vorstand des Sponsors VNR AG Dr. Copray schloss das sehr rege Podiumsgespräch mit einem Dank an Maria Peschek, David Sieveking und Claus Fussek, für ihr Engagement und ihre Beiträge sowie an die Zuhörer, das Kuratorium und alle Helfer des Tages.
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