Internationales Fairness-Forum 2013

sponsored by Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG

Was können Medien und Journalisten für Fairness und Transparenz (nicht) leisten?

Zum Internationalen Fairness-Forum 2013 begrüßte Dr. Norbert Copray, geschäftsführender Direktor der Fairness-Stiftung, an die ca. 300 Gäste. Das Thema des diesjährigen Forums: "Was können Medien und Journalisten für Fairness und Transparenz (nicht) leisten?". Mittlerweile werden Medien als vierte Gewalt oder "publikative" Gewalt bezeichnet, was bedeutet, dass es in der Gewaltenteilung eine vierte, virtuelle Säule gibt. Neben Exekutive, Legislative und Judikative gibt es demnach die Medien, die das Geschehen maßgeblich beeinflussen können. Zwar nicht kausal oder ursächlich, aber dennoch wirksam.
Aus diesem Grund fragt die Fairness-Stiftung nach der tatsächlich wahrgenommenen Verantwortung von Medienmachern, Medien und Journalisten:

  • Wie können sie überhaupt in einem Feld vielseitiger, finanzieller, politischer und gesellschaftlicher Abhängigkeiten, in einem Feld von Rücksichtnahmen und Quotendruck, in einem Feld wirtschaftlicher Erfolgsabsichten, von denen auch öffentlich-rechtliche Medien nicht ausgenommen sind, für Fairness und Transparenz sorgen?
  • Wie können sie Demokratie und Bürgergesellschaft gegenüber Machtpolen stärken, auch wenn sie selbst Macht ausbilden und wahrnehmen?
  • Was können sie für Fairness und Transparenz leisten - was nicht?

Dazu hatte die Fairness-Stiftung kompetente Persönlichkeiten eingeladen, die durch ihren spezifischen Blick Antworten auf diese Fragen beisteuern konnten.

Prof. Dr. Claus Eurich vom Institut für Journalistik an der TU Dortmund
www.michaela-kaiser.de (© Fairness-Stiftung)

Prof. Dr. Claus Eurich vom Institut für Journalistik an der TU Dortmund hielt den Hauptvortrag zum Thema. Er ist seit 1976 am Aufbau des Journalistikstudiengangs an der Technischen Universität Dortmund beteiligt und vertritt die Schwerpunkte Ethik, Kommunikationstheorien, Medientheorien, Kulturtheorien sowie Gewaltlose Kommunikation und Friedensjournalismus.

Sein Vortrag folgte der Frage "Was für einen Journalismus brauchen wir und wo liegen die Möglichkeiten für diesen Journalismus unter Gesichtspunkten der Fairness?"

Journalismus stifte Weltbilder, so Eurich, er sei ein Spiegel der Gesellschaft, der Kultur und unserer Organisationsweise. Es wäre nicht möglich zu kommunizieren, ohne dies auf einer bestimmten Plattform zu tun - das ist zunächst kein Problem, aber es müsse uns bewusst sein. Es gäbe, so Eurich, immer nur eine Annäherung an Objektivität.

Bereits in seiner Laudatio auf den Fairness-Preisträger Detlef Flintz hatte Prof. Dr. Claus Eurich die Produktion, Verteilung und Zugänglichkeit von freien Informationen als elementares Menschenrecht bezeichnet. Ein Journalismus, der sich nicht der Demokratie und dem Frieden verpflichte, sei kein Journalismus, sondern wäre anders zu benennen.

Kriterien, die laut Eurich das Fundament für demokratischen Journalismus bilden:

  1. Wahrhaftigkeit (bewusst nicht die Wahrheit, weil es für den Menschen keine erkennbare Wahrheit gäbe): ein extrem hohes Maß an Selbstreflexivität, die Wahrnehmung der eigenen Standortgebundenheit
  2. Der Geist des Nicht-Verletzens - Worte nicht als Waffe gebrauchen, sondern zur Verbindung und zur Stärkung
  3. Empathie - als Schlüsselkriterium für Journalismus. Die Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz: Nähe, um etwas zu verstehen, und Distanz, um nicht ein Teil dessen zu werden
  4. Das Hören: Das Schweigen der inneren Gedanken und die Bereitschaft, sich ganz auf das gegenüber einzulassen
  5. Widerspruchstoleranz: verstehen, dass die Welt nicht eindeutig ist und immer aus Widersprüchlichkeiten besteht
  6. Herrschaftsfreiheit: sich nicht gemein machen mit den Mächtigen und Herrschenden
  7. Multiperspektivität: vielfältige Blickweisen bei der Darstellung der Inhalte
  8. Konfliktsensitivität: Konflikte erahnen und erspüren, bevor sie ausbrechen
  9. Kontextualität: Alles hat seine Beziehung, kein Ereignis entsteht aus sich selbst heraus, es sollte in Zusammenhänge eingebettet werden
Das seien Kriterien zum Weiterdenken, wenn es um einen fairen, demokratischen Journalismus ginge. Wir leben in einer Situation, so Prof. Dr. Claus Eurich, in der wir die Bedeutung des Journalismus in dieser Tiefe verstehen müssen, weil das Monopol, das Journalismus einst innehatte, gebrochen ist. Neben dem Journalismus hätte sich etwas entwickelt, was mit Professionalität nichts mehr zu tun hätte. Journalismus als Qualitätsjournalismus sei im Moment eine bedrohte Art.

www.michaela-kaiser.de (© Fairness-Stiftung)

Im Podiumsgespräch des Internationalen Fairness-Forums zum Thema "Was können Medien und Journalisten für Fairness und Transparenz (nicht) leisten?", das im Anschluss an den Vortrag stattfand, gingen die Rednerinnen und Redner Prof. Dr. Claus Eurich, Dr. Antje Schrupp und Detlef Flintz unter der Moderation von Dr. Norbert Copray überwiegend auf die Fragen ein, die das Publikum auf Textkarten an das Podium gestellt hatten. Das Gespräch können Sie per Video verfolgen

www.michaela-kaiser.de (© Fairness-Stiftung)