Buchtipps
Stichwort
Emotionen
Seit 1996 fehlt es nicht an emotionaler Kompetenz.
Jedenfalls was den Büchermarkt
anbetrifft. Seit Golemans entsprechendem Bestseller, in den er gemeinverständlich
die Erkenntnisse der Emotionspsychologie gepackt hatte, boomt das Thema. Und
hat einige durchaus qualitativ hochwertige Veröffentlichungen hervorgebracht.
So Claude Steiners Taschenbuch Emotionale Kompetenz, das vor dem
Hintergrund der Transaktionsanalyse leicht verständlich informiert und
instruiert. Emotional intelligent ist für ihn, wer die eigenen Gefühle
kennt und erkennt, sich in andere einfühlt, mit eigenen Gefühlen
umgeht, emotionalen Schaden wieder gut macht und sich auf die Befindlichkeit
einer Umgebung einstimmt sowie die Befindlichkeit der anderen richtig einschätzt.
Emotionale Kompetenz zeigt, wer mit Gefühlen so umgeht, dass die eigene
Persönlichkeit gestärkt und die Lebensqualität in der Umgebung
verbessert wird. Steiners Ansatz ist anspruchsvoll, was sich erst im Verlauf
seines Buches zeigt. Wie wir mit Emotionen besser leben können,
will Isabelle Filliozat mit ihrem Buch Sei wie du fühlst
erschließen. Sie versteht ihr Buch als Beitrag zur emotionalen
Alphabetisierung und unterscheidet dazu deutlich zwischen Empfindungen,
Emotionen, Gefühlen, Stimmungen und Temperamenten. Das dicht geschriebene
und aktivierende Buch lässt sich nicht in einem Ruck durchlesen. Es ist
ein Tagesbegleiter für den emotionalen Lernprozess. Die Verwandlung der
negativen Gefühle in innere Stärke ist ein zentraler Aspekt emotionaler
Kompetenz, den Daniel Golemans Ehefrau Tara Bennett-Golemans mit ihrem Buch
Emotionale Alchemie betont. Entscheidend ist es, sich von emotionalen
Reaktionsschemata zu lösen. Wie wenig hilfreich diese sind, wird deutlich,
wenn wir auf Emotionale Vampire treffen, die Albert J. Bernstein
in seinem Buch charakterisiert, zusammen mit Hinweisen, wie wir mit ihnen
besser fertig werden können. Emotionale Vampire sind Menschen, die uns
in ihren Bann zu ziehen, um uns dann emotional auszusaugen und sich damit
persönlich zu stärken. Bernstein interpretiert verschiedene Persönlichkeitsstörungen
im Blick auf die emotionale Kommunikation. Mit Emotionen kann man in die Krise
geraten und Emotionen können sich zur Krise auswachsen. Dazu legt Harlich
Stavemann vor dem Hintergrund der kognitiven Therapie sein gleichermaßen
fundiertes wie praxisrelevantes Buch Im Gefühlsdschungel
vor. Emotionale Krisen werden in der Folge von festgefahrenen Denk- und Bewertungsmuster
verständlich, die entsprechend verändert werden können. Dadurch
entsteht neuer Handlungsspielraum, so dass Personen und Situation wieder anders
begegnet werden kann. Im Wunsch sieht der Philosoph Richard Wollheim den Vater
der Emotionen, die er als mentale Dispositionen versteht, welche
sich in Zuständen und Verhaltensweisen niederschlagen. Wenn Wünsche
und Verlangen erfüllt, nicht erfüllt, abweichend erfüllt werden,
entstehen als Reaktionen Emotionen wie Wut, Trauer, Angst. Das ist noch kein
Gefühl. Wie Joseph Ledoux gehirnwissenschaftliches Buch Im
Netz der Gefühle zeigt, sind Gefühle uns bewusst werdende
Facetten unseres Emotionssystems. Immerhin: Werden Emotionen bewusst, gibt
es eine Chance, mit ihnen anders als unbeabsichtigt umzugehen. Das gilt besonders
für die Kunst der Aggression, die Peter Gruber ist seinem
Band entfaltet. Besonders für Führungskräfte, bei denen die
emotionale Kompetenz weder thematisch noch inhaltlich bislang boomt, stellt
er eine Fundgrube an Einsichten und Hinweisen zur emotionalen Kunstfertigkeit
zu Verfügung. In der Perspektive Rupert Lays wird auf diese Weise emotionale
und ethische Kompetenz zusammen gebracht. Wie eng Führungserfolg und
emotionales Management miteinander zusammen hängen, vermag Susanne Dietz
hervorragend darzustellen und für den Führungsalltag praktisch werden
zu lassen. Ihre Publikation Erfolg mit Emotionen ist der beste
Beweis, dass der 1996 angestoßene Boom emotionaler Kompetenz mindestens
im Büchermarkt hervorragende Ergebnisse ermöglicht hat.
Dr. Norbert Copray
Rezensierte
Bücher:
Tara Bennett-Goleman:
Emotionale Alchemie. Krüger. 479 Seiten.
Albert J. Bernstein:
Emotionale Vampire. Mvg. 255 Seiten.
Susanne Dietz:
Erfolg mit Emotionen. Sauer. 200 Seiten.
Isabelle Filliozat:
Sei wie du fühlst. Walter. 238 Seiten.
Peter Gruber:
Die Kunst der Aggression. Langen Müller/Herbig. 240 Seiten.
Joseph Ledoux:
Das Netz der Gefühle. Dtv 36253.
Harlich Stavemann:
Im Gefühlsdschungel. Beltz/PVU. 323 Seiten.
Claude Steiner:
Emotionale Kompetenz. Dtv 8552.
Richard Wollheim:
Emotionen. Eine Philosophie der Gefühle. Beck. 296 Seiten.
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