Buchtipps
Wenn die Fairness zum Schutzschild wird
Stichwort
Mobbing
Die Angst vor der Arbeitslosigkeit trägt dazu
bei, dass aus Arroganz, Angstmache und Zynismus Managementmethoden werden.
Mitarbeiter und Führungskräfte lassen sich ungeheuerliche Attacken
gefallen. Der Verlust von Lebensqualität, die seelische Auszehrung und
psychosomatische Beschwerden sind vorprogrammiert. Das reicht bis in den
Ruhestand. Es ist ratsam, allein um seiner eigenen Menschlichkeit willen
Courage zu fassen und kenntnisreich der Verrohung entgegen zu treten.
Marie-France Hirigoyen trifft genau ins Schwarze, wenn sie von den „Masken
der Niedertracht“ schreibt. Wie seelische Gewalt im privaten und beruflichen
Alltag aussieht, welche Mechanismen da am Werk und welche Perversionen dabei
zu beobachten sind, ist ihr Thema. Der Psychoterror hat die Tendenz zur Gehirnwäsche.
Holger Wyrwa zieht daraus den Schluss: „Mobbt die Mobber!“ Er
unterscheidet 5 Schutzstrategien und 12 Angriffsstrategien, die den Täter
schachmatt setzen. Viele Hinweise sind richtig, nur die Gesamtrichtung stimmt
nicht. Wer zu den gleichen Waffen wie Mobber greift, verstärkt das System,
das ihm zum Verhängnis wird. Erfolgreicher: Die faire Auseinandersetzung
mit dem Akteur. Wo das ganze Unternehmen unfair verrottet ist, bietet es
Nährboden für Mobbing. Da ist Gehen zur rechten Zeit klüger
als bleiben.
„
Schluss mit Mobbing!“ fordert Jürgen Goldfuß. Neben vielen
grundsätzlichen Infos unterstützt er vor allem die frühzeitige
Wahrnehmung unfairen Verhaltens, das sich zu Mobbing auswachsen könnte.
Und bietet dazu präventive Maßnahmen an, die jeder praktizieren
kann. Allerdings: Nur lesen wird nicht reichen. Übung macht den Meister. Ähnlich
auch Franz Knufs Buch „Mobbing!“. Hier wird aber bereits der
Anteil deutlich gemacht, den Mobbingopfer an ihrer Situation haben können.
Das heißt nicht, wer gemobbt wird, ist selbst schuld. Trotzdem gibt
es eigene Anteile, die einen Menschen für Mobbing anfällig machen
und andere weniger, ohne dass sich eine Mobbing-Opferpersönlichkeit
beschreiben ließe. Wer diese Anteile erkennt, bekommt meistens einen
Ansatz in die Hand, eine eingefahrene Situation wieder flüssig zu machen,
Veränderungen in eine konstruktive Richtung auszulösen. Das ist
selbstbewusst möglich und ohne Schuldgefühle. Wie so etwas aussehen
kann, zeigen fiktive Beispiele in dem Buch „In eigener Sache“ von
Gabriele Haben und Anette Harms-Böttcher. Hier geht es vor allem um
das Selbstmanagement von Frauen in Mobbingprozessen und den eigenen Spielräumen,
auf solche Situationen Einfluss zu nehmen.
Doch was macht Menschen so anfällig für Mobbing? „Wie können
sie frühzeitig faires und zugleich sich schützendes Verhalten praktizieren?
Fred Maro zeigt, „warum wir so oft sprachlos sind“. In seinem
Buch „Keiner versteht mich“ gibt es Hilfe, couragierter und sensibler
für gute Kommunikation zu sorgen. „Sechs Methoden zur Selbstverteidigung
gegen Kränkung und Zurückweisung“ empfehlen Windy Dryden
und Jack Gordon in „Nadelstiche für die Seele“. Es gibt
viel Spielraum, am eigenen Auftreten so zu arbeiten, dass es präventiv
wirkt. Wenn die eigene Fairness zum Schutzschild gegen Mobbing wird, beeinflusst
das positiv auch das eigene Umfeld. Dabei greift Tanja Baum einen Schwerpunkt
heraus, wenn sie „Die Kunst, freundlich Nein zu sagen“ lehrt.
Ein ungemein wichtiges, ein überaus kompetentes, ein beeindruckend praktisches
Buch. Ja sagen ist ja so leicht. Und oft der Beginn von Missverständnissen
und Kommunikationsfallen. Doch das fällt selten auf - wenn noch
Zeit zur Korrektur ist. Beim Nein jedoch ahnen alle, was das auslösen,
welche Konsequenzen das haben könnte. Also unterbleibt es oder wird
in ein Ja verpackt. Der Anfang einer Eskalation. Kommunikation wird konstruktiver,
wenn ein Ja ein Ja ist und ein Nein ein Nein. Nein sagen ist oft klärender
als Ja sagen. Und wenn dies so rüber gebracht wird, dass der andere
es nicht nur hören, sondern auch verstehen kann, beginnt eine ganz neue
Qualität von Kommunikation. Wie das hilfreich geht, steht in diesem
Buch. Für die Courage muss jeder selber sorgen.
Dr. Norbert Copray
Tanja Baum: Die Kunst, freundlich Nein zu sagen.
Ueberreuter-Wirtschaft. 189 Seiten
Windy Dryden / Jack Gordon: Nadelstiche für die Seele.
Oesch. 219 Seiten
Jürgen W. Goldfuß: Schluss mit Mobbing! Lexika. 156 Seiten
Gabriele Haben / Anette Harms-Böttcher: In eigener Sache.
Orlanda. 135 Seiten
Franz Knuf: Mobbing! Moewig. 185 Seiten
Marie-France Mirigoyen: Die Masken der Niedertracht.
dtv 36288
Fred Maro: Keiner versteht mich.
Metropolitan. 223 Seiten
Holger Wyrwa: Mobbt die Mobber! Kreuz. 190 Seiten
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