Buchtipps
Vertrauen ist entscheidend für den Erfolg
Stichwort
Führung
Führungskräfte, die sich nur als Manager,
als Verwalter und Vollstrecker von Vorgaben sehen, bringen weder die Firma
noch die Mitarbeiter voran. Von Führung kann erst gesprochen werden,
wenn Zukunftsweisendes ermöglicht und realisiert wird. Zu Gunsten der
Kunden, der Kreditgeber, der Mitarbeiter, der Lieferanten, der Gesellschaft
und damit der gesamten Firma. Doch mit der sich daraus ergebenden widersprüchlichen
Anforderungssituation werden nur wenige gut fertig. In einer umfangreichen
Studie, die andere Studien über Führung auswertet, hat Diether Gebert
Vertrauen zwischen Führenden und Geführten als ein Angelpunkt von
Führungserfolg herausgearbeitet. Das unter dem Titel „Führung
und Innovation“ erschienene profunde Buch setzt sozialwissenschaftliche
Grundkenntnisse voraus. Es geht nicht um ein blindes Vertrauen, sondern um
eine Art kontrolliertes Vertrauen. Dabei zeigt sich, dass Chefs, die Vertrauensfelder
aufbauen und faire Führung praktizieren, auch eine natürliche Art
von Autorität gewinnen. Im Fall schwieriger Entscheidungen, die dem Ganzen
dienen, aber für den Einzelnen Nachteile bedeuten, finden sie Akzeptanz
bei den Mitarbeitern. Lässt sich Verteilungsgerechtigkeit schwer herstellen,
so können die negativen Effekte durch besonders hohe Verfahrensfairness
ausgeglichen werden. Insofern bestätigt sich durch Untersuchungen, was
Reinhard K. Sprenger in seinem Buch „Vertrauen führt“ zuspitzt
und begründet. Vertrauen macht Chefs erfolgreich. Wie solches Vertrauen
entwickelt, Vertrauensmissbrauch sanktioniert, Vertrauenskitsch entlarvt und
„Dennoch-Vertrauen“ aufrecht erhalten werden kann, beschreibt
Sprenger überzeugend. Marcus Buckingham und Curt Coffmann demonstrieren
auf Grund breit angelegter Untersuchungen in ihrem gleichnamigen Buch, dass
„erfolgreiche Führung gegen alle Regeln“ vor allem leisten
muss: „Mitarbeiter auswählen, klare Leistungserwartungen aufbauen,
Mitarbeiter motivieren, Mitarbeiter entwickeln“. Das setzt Interesse
des Chefs am individuellen Mitarbeiter voraus. Und das unterscheidet einen
Vorgesetzten von einer Führungspersönlichkeit. Vorgesetzte bringen
es fertig und vergraulen ihre besten Mitarbeiter. Aus Machtgehabe. Aus Unkenntnis
sowohl der eigenen Person wie der des Mitarbeiters. In welche Fehler sich
solches Verhalten auffächert, haben Wolfgang Schur und Günter Weick
mit zahlreichen Beispielen aus dem Berufsalltag in „Da waren’s
nur noch Neun“ analysiert. Entscheidend für eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit
sind Selbstwahrnehmung, Selbstmanagement, soziales Bewusstsein und Beziehungsmanagement.
Das sind aus der Sicht von Daniel Goleman die Eckbausteine für „Emotionale
Führung“. Und ohne diese sind Chefs zum Scheitern verurteilt. Insofern
ist es nicht verkehrt, wenn sich Chefs auch psychologische Grundkenntnisse
aneignen, um die Wahrnehmung zu verbessern. In Teilen mag dies mit der „Psychologie
für Führungskräfte“ gelingen, zu der Boris von der Linde
und Anke von der Heyde einen Überblick verschafft haben. Aber Bücher
werden dem Mangel nicht abhelfen. Viele Chefs greifen gern zu Büchern
anderer Chefs wie neuerdings zu Rudolph W. Giuliani „Leadership“.
Bekannt geworden als Bürgermeister von New York zur Zeit des Terroraktes
auf das World Trade-Center. Das eher biographisch gehaltene Buch verrät
indes nicht viel mehr als sehr einfache Führungsregeln. Kennzeichnend
ist da vielmehr die unmittelbare, persönlich engagierte und sich zu Menschen
in Beziehung setzende Vorgehensweise dieses Bürgermeisters. Das überzeugt
und trägt. Warum das so ist, kann Anselm Grün in „Menschen
führen – Leben wecken“ an Hand der Regeln des Benedikt beschreiben.
Menschen wollen für ein sinnvolles Ziel arbeiten, persönlich gesehen
und fair behandelt werden, in einer gedeihlichen Unternehmenskultur wachsen
und sich entfalten können. Insofern ist Führung für Grün
eine spirituelle Aufgabe, die zum Bau eines „Hauses Gottes“ beiträgt.
Das ist möglich, wenn die Wertorientierung stimmt. Und das Vertrauen.
Dr. Norbert Copray
|