Dreiviertel aller Führungskräfte gehen morgens mit Bauchschmerzen zum Arbeitsplatz. 15 bis 20 Prozent aller Selbstmorde lassen sich auf Rufmord, Intrigen und Schikanen am Arbeitsplatz zurückführen. Auf bis zu 180 Milliarden Mark bilanziert die Fairness-Stiftung in Frankfurt die volkswirtschaftlichen Kosten, die unfaire Attacken in Unternehmen und Organisationen verursachen.
Rund 200 Zuhörer waren Gäste des Internationalen Fairness-Forums am 1.12. in der Frankfurter Goethe-Universität. Zum Thema des Forums "Um welchen Preis? Licht- und Schattenseiten von Führungspositionen in Wirtschaft und Gesellschaft" hatte die Fairness-Stiftung (www.fairness-stiftung.de) eingeladen, die als erste Organisation in Deutschland der Frage nach den Kosten von Unfairness auf Führungs- und Unternehmensebene und in der Gesellschaft nachgeht. Antworten gaben renommierte Managementberater und Wissenschaftler unter der mit Sprachwitz gewürzten Moderation von Roger Willemsen.
Unfaire Attacken machen krank
Dass ein deutscher Manager keinen Schmerz kennen will und wie er ihn erfolgreich ignoriert, schilderte der Heidelberger Arzt und Psychologe Dr. med. Dieter Kallinke aus seiner täglichen Beratungspraxis. In der eiskalten Luft der Top-Etagen seien rüde und intrigante Angriffe auf Kollegen aus der Führungsriege an der Tagesordnung und zehrten an körperlicher und seelischer Gesundheit der Betroffenen. Klienten berichten dem Mediziner von wachsender Erschöpfung und Angst bis hin zu Depressionen. Kallinke setzt Methoden der Traumatherapie ein, um Betroffenen zu helfen.
Als Jurist musste Rechtsanwalt Dr. Thomas Etzel berichten, dass die Beweisführung, schikaniert oder diffamiert zu werden, noch immer bei dem Opfer einer unfairen Attacke liege. Diese ist juristisch oft nicht nachweisbar, weswegen die pragmatische Lösung eines Arbeitsplatzwechsels - gegen eine entsprechende und mit dem Unternehmen ausgehandelte Abfindungssumme - zumindest den seelischen Druck der Betroffenen lindere.
Führungskräfte wie Sand am Meer
Aus Sicht des Unternehmensberaters ging Prof. Dr. Rupert Lay, international renommierter Managementberater und Vorsitzende mehrerer Aufsichtsräte, kritisch mit dem Selbstverständnis von Vorgesetzten ins Gericht. Führungskräfte, denen es nicht gelingt, das Vertrauen ihrer Mitarbeiter durch kompetentes Führungsverhalten zu gewinnen, gebe es zu viele, Führungspersönlichkeiten dagegen zu wenige. Als notwendige Bedingung für Vertrauen nannte Lay Fairness im Umgang mit den Anvertrauten und unterstrich damit die Bedeutung der Arbeit der Fairness-Stiftung. Seit Oktober 2000 nutzten über 1300 Führungsverantwortliche aus Wirtschaft, sozialen Organisationen und Ehrenamt das kostenfreie Angebot der Stiftung, sie bei unfairen Attacken zu beraten.
"Fair guys finish last"
Dr. Mark Schmid-Neuhaus, Facharzt für psychotherapeutische Medizin, beleuchtete den wachsenden Druck, dem sich Manager durch die Globalisierung ausgesetzt finden und Prof. Dr. Hans Lenk, Olympiasieger im Ruderachter und mehrfacher Europameister, erinnerte daran, dass der Gedanke der Fairness maßgeblich aus dem Sport stamme - wo er heute zunehmend weniger gelebt werde, nicht zuletzt wegen eines Publikums, das vom Sport Sieger verlange denn: "Fair guys finish last", frei übersetzt: Wer fair ist, verliert.
Wo Schatten ist, muss Licht sein
Nach Schilderung der Schattenseiten deutschen Managertums stellte das Publikum die Frage nach dem Licht: Was macht denn noch so viel Spaß am Job einer Führungskraft, dass sie eine solche sein will? Die Antwort der Kenner war einstimmig: Es sind der Stolz auf Kompetenz, die Freude an Eigenleistung und vor allem am Gelingen. Und wem dies systematisch durch intrigante Kollegen, schikanierende Bosse oder rufschädigende Konkurrenten vergällt wird, soll sich wehren, z.B. durch Öffentlichmachen solcher Handlungsweisen, denn, so der Jurist Etzel: "Täter werden lernen müssen, dass ihr Verhalten nicht akzeptiert wird."
Mehr Info unter der Homepage: www.fairness-stiftung.de